7. Kammermusikkonzert Takács Quartet
Takács Quartet
7. Kammermusikkonzert
Das weltberühmte Takács Quartet wurde vor 50 Jahren an der Budapester Franz-Liszt-Akademie gegründet. Internationales Aufsehen erregte das Quartett erstmals 1977, als es beim Internationalen Streichquartett-Wettbewerb in Evian den ersten Preis gewann. Es folgten erste Preise beim Internationalen Streichquartettwettbewerb in Budapest 1978 und beim Wettbewerb in Bratislava 1981. Das Takács Quartet ist für seine innovative Programmgestaltung bekannt. In den Jahren 2021 und 2022 arbeitete das Ensemble mit dem Bandoneon-Virtuosen Julien Labro zusammen. 2014 führten die Takács ein von Philip Roths Roman Everyman inspiriertes Programm mit Meryl Streep in Princeton auf. Sie tourten mit dem Dichter Robert Pinsky durch 14 Städte und spielten regelmässig mit der ungarischen Folkloregruppe Muzsikas. Seit 2005 nimmt das Takács Quartet für Hyperion auf. 2021 gewannen die Takács einen Gramophone Award mit dem Pianisten Garrick Ohlsson für Klavierquintette von Amy Beach und Elgar. Weitere Veröffentlichungen umfassen Werke von Haydn, Schubert, Janáček, Smetana, Debussy und Britten sowie Klavierquintette von César Franck und Schostakowitsch.
Kreutzersonate
«Diese Quartette sind voll Geist und Feuer, so als ob sie ein junges und noch unverausgabtes Genie schrieb», bemerkt der englische Musikschriftsteller und Chronist Charles Burney 1789 in seiner General History of Music. Nach den Massstäben des ausgehenden 18. Jahrhunderts war Joseph Haydn bereits ein alter Mann, als er seine Quartette op. 54 in den Jahren 1789 und 1790 (im Alter von 58 Jahren!) in Wien und London der europäischen Öffentlichkeit übergab. «Geist und Feuer» bewies Haydn gleich in mehr-acher Hinsicht, denn die von ihm selbst massgeblich entwickelte Gattung behandelt der Komponist hier auf freie und kühne Art: Kontrapunktische Einschübe, harmonische Verfeinerungen, zahlreiche Überraschungsmomente, Dramatik und Humor prägen die einzelnen Werke.
Insbesondere im zweiten Quartett treten diese Tugenden zutage: Entspricht der erste Satz, ein Vivace, noch weitgehend den Erwartungen, so fällt schon das Adagio mit einem von der ersten Violine vorgetragenen Solo aus dem Rahmen – ein eindringlicher, fast improvisatorisch wirkender Vortrag, der schliesslich ohne Unterbrechung in das griffige Menuett übergeht. Am Ende steht ein Finale, das mit einem feierlichen Adagio beginnt. Der anschliessen¬de Kehraus im Presto bleibt episodisch. Am Ende kehrt das Adagio überraschenderweise noch einmal zurück und so klingt dieses ungewöhnliche Quartett mit leisen Tönen aus.
Die «Kreutzersonate» – im Original ist dies der Titel einer Komposition für Violine und Klavier von Ludwig van Beethoven, später jener einer gleichnamigen Novelle von Leo Tolstoi (in der Beethovens Kreutzersonate eine Schlüsselrolle spielt) und schliesslich der Beiname des ersten Streichquartetts von Leoš Janáček aus dem Jahr 1923. In ihm greift der Komponist wiederum Tolstois Novelle programmatisch auf. Ein Ehemord aus krankhafter und unbegründeter Eifersucht, darum geht es im Kern. Dass eine Frau mit einem attraktiven Geiger Beethovens Kreutzersonate spielt und sich daraus eine innige (vermut¬lich nicht einmal amouröse) Beziehung entwickelt, führt unausweichlich in die Katastrophe.
Für sein Streichquartett wechselt Janáček die Perspektive: Es ist weniger der Ich-Erzähler und Ehemörder Posdnyschew, der hier im Zentrum steht; dargestellt werden vielmehr die Verzweiflungszustände der gequälten und am Ende ermordeten Ehefrau. Von der Arbeit mit klar strukturierten Melodien und tradierten Formen entfernt sich der Komponist zugunsten kurzer, mosaikartiger Themen, zahl-reicher Brüche, Takt- und Tempowechsel. So entsteht nicht nur ein überaus eindrucksvolles Abbild der düsteren literarischen Szenen, sondern auch ein Streichquartett von grosser Individualität.
Protegiert von Johannes Brahms (berühmt geworden ist sein markanter Ausspruch «der Kerl hat mehr Ideen als wir alle») gelang Antonín Dvořák 1878 der Durchbruch. Wie ein Lauffeuer breiteten sich Dvořáks Ungarische Tänze op. 46 in ganz Europa aus. Melodisches Genie und Volkston bilden hier eine unwiderstehliche Symbiose, die bei Verlagen, Konzertveranstaltern und dem internationalen Publikum schon bald Begehrlichkeiten nach weiteren Werken dieser Art weckte. Mit seinem Streichquartett op. 51, dem «Slawischen Quartett», kam der Komponist diesem Wunsch nach. Es ist bis heute eines seiner populärsten Kammermusikwerke.
Besonders im Finale tritt das Volkstümliche zutage, ein überschäumender Kehraus auf der Grundlage eines böhmischen Tanzes. Auch die «Dumka» – ein aus Polen und der Ukraine stammender Tanz – macht unverhohlene Anleihen in der Volksmusik. Hier ist der extreme Wechsel zwischen einem langsamen, leicht schwermütigen Hauptteil und übermütig schnellen Episoden bestimmend. Diesem ungewöhnlichen Mittelsatz folgt eine Romanze, in der Dvořák sein melodisches Genie walten lässt. Klassisch mutet am ehesten der Kopfsatz an, der eingängige Themen, kontrapunktische Finessen und eine reiche Harmonik in den Vordergrund stellt. Im Ganzen ergibt sich so ein perfekter Spannungsbogen.