Zu schwarzer Farbe greift er nur mit Mühe
Mit der neuen Ausstellung «Samuel Buri und das Berner Oberland» zeigt das Schloss Spiez Werke des vielseitig beeinflussten Basler Künstlers, die im Berner Oberland entstanden. Kühe, Hütten und Berge sind seine Sujets. Die Idylle des Berner Oberlands kommt bei Buri durch knallige Farben und symmetrische Elemente allerdings ganz neu daher.
Hütten am Berghang, die Berner Alpen oder der Niesen, der über den Thunersee ragt. Bei diesen Sujets hat mal wohl als erstes die traditionelle Landschaftsmalerei oder Ferdinand Hodler im Kopf. In der neuen Ausstellung im Schloss Spiez kommt die Szenerie nun in einem ganz eigenen Stil daher, nämlich in dem des Basler Künstlers Samuel Buri. «Samuel Buri und das Berner Oberland» heisst denn auch die Schau.
Viele von Buris Werken leben von knalligen Farben, die die Schweizer Landschaft in ein unerwartetes Licht rücken. Zum Beispiel, wenn Komplementärfarben die Idylle verfremden. So auch in Buris Gemälde «Hüttlenen», das in Orange und Blau eine Chaletgruppe am Hang zwischen Tannen zeigt: Durch die Farbkomposition hat man den Eindruck, durch ein Nachtsichtgerät auf die Hütten zu blicken. Auf die Frage, ob ihm die traditionell gemalten Schweizer Landschaften nicht zusagten, meint Samuel Buri beim Telefongespräch: «Das Berner Oberland wurde so schon oft und gut gemalt. Da musste ich mich nicht auch noch einreihen. Ich wollte es anders zeigen.»

Er malt in Habkern
Dass sich der 1935 im Seeland geborene und in Basel aufgewachsene Buri, der in den 1960er-Jahren lange in Paris lebte und arbeitete und heute wieder in Basel lebt, ausgerechnet fürs Berner Oberland interessiert, geht auf die Schulferien in seiner Kindheit zurück. Damals begann der Pfarrerssohn auch dort zu malen und fotografieren. Später kaufte er sich ein altes Bauernhaus in Habkern, das er bis heute als Wohnhaus und Atelier nutzt. Das Schloss Spiez zeigt nun eine Auswahl von Buris Werken, die nicht nur das Berner Oberland zeigen, die jedoch alle dort entstanden sind.

Die Schau enthält Werke aus verschiedensten Schaffensphasen von Samuel Buri, so hat er dem Schloss Spiez auch zwei früheste Bilder geliehen, die er mit 16 Jahren malte. Buri, der später vom gegenständlichen Malen zum amerikanischen abstrakten Expressionismus fand, experimentierte im Verlaufe seiner Karriere mit diversen Stilrichtungen und Techniken, auch eine postimpressionistische Schaffensphase gehört dazu.
Eiger, Mönch und Jungfrau statt Marilyn
Und auch Pop Art taucht bei ihm immer wieder auf. Erstmals kam er damit in England in Berührung, erzählt er, in Paris erlebte er die «Nouvelle Figuration» in der Kunstszene mit.
Das wohl bekannteste Sujet des Berner Oberlands, das Dreigestirn aus Eiger, Mönch und Jungfrau, kommt bei Samuel Buri in Farbgegensätzen daher, wie es einst Marilyn Monroe bei Andy Warhol tat. Drei Bilder mit dem gleichen Sujet reiht er zu einem Trio aneinander, wobei die Farbkontraste in jedem anders sind. Und auf jedes der drei Bilder setzte Buri, der generell mit Zäunen, Fensterrahmen und Rastern symmetrische Elemente in seine Bilder integriert, ein zweifarbiges Rechteck in die Mitte der Naturlandschaft. Sogar den Bilderrahmen hat Buri Farbe verliehen – und ihn somit ins Bild eingegliedert.

Niesen statt Fuji
Gibt es eigentlich eine Technik oder einen Stil, mit denen Buri noch nicht experimentiert hat? «Ich habe richtig Mühe, zu schwarzer Farbe zu greifen», gesteht er am Telefon.
Ansonsten sind seine Werke, beeinflusst von diversesten Stilen und Techniken, faszinierend vielfältig. So erinnert eine ausdrucksstarke Lithografie, für die er als Sujet einen Blütenbaum, See und spitzigen Berg wählte, ein wenig an die japanischen Landschaftsszenerien eines Katsushika Hokusai. Doch ist das nicht der Fuji, sondern der Niesen, der über den Thunersee ragt.
Und welche Schaffensphase kommt jetzt? Einflüsse gäbe es immer wieder neue, meint Buri, doch mit den Jahren habe sich dieses Bedürfnis, in immer neue Stilrichtungen einzutauchen, etwas gelegt. Im Schloss Spiez lässt sich entdecken, wie beeindruckend viele Tauchgänge der Künstler bisher hinter sich hat.
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