Off the Record N°6: Jeannette Wolf
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Off the Record N°6: Jeannette Wolf

Veröffentlicht am 27.03.2024
Jeannette Wolf
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Jeannette Wolf macht kleine Hörstücke, moderiert und ist hinter der Bar des Kino Rex anzutreffen. Was die Wahlbernerin aus Hamburg von Kulturleben so aufschnappt, teilt sie off-the-record mit den Leser*innen der BKa.

Oh man! Schon stolpert wieder jemand über meine Füsse, drängelt sich an meinen Knien vorbei und versperrt mir die Sicht auf die Leinwand. Dabei ertönten gerade erst die letzten Sätze, die Musik wird eindringlicher, die Fragezeichen im Kopf vielleicht auch – der Abspann setzt ein. Für mich ein Grund, nochmals tiefer in den Kinosessel zu sinken und im Halbdunkeln dem Film nachzuschmecken. 

Wie hiess noch mal die Schauspielerin? Von wem war die Musik? Wo wurde gedreht? Und wer hat eigentlich die Untertitel gemacht? Das scheint viele gar nicht zu interessieren oder sie lesen es online nach – wie uncharmant! Ja ja, das WC ruft, der Zug fährt gleich, das Parking-Ticket läuft ab, «nur schnell raus hier!»

Und ich bleibe mit ein paar Verstreuten übrig im Saal.

«Sie setzen sich und warten. Wow!  Das ist fast wie sich im Restaurant an einen noch nicht abgeräumten Tisch zu setzen und die Reste des übriggebliebenen Essens zu klauben.» 
— Jeannette Wolf über Zufrühkommer*innen im Kinosaal

Vielleicht ist es nerdig, aber für mich ist der Abspann integrativer Bestandteil eines Films; wie das Dessert zum Dreigänger oder das Verbeugen des Ensembles im Theater. 

Im Rolltitel kommen diejenigen für einen kurzen Moment weiss auf schwarz zum Vorschein, die das Filmerlebnis erst geschaffen haben. Oft künstlerisch aufwändig gestaltet oder mit Making-Off-Szenen verziert. Es ist das Verbeugen der Filmschaffenden vor dem Publikum.  Im Kino Rex sind die Gäste ziemlich abspannfreundlich. Sie bleiben noch sitzen und diskutieren. Hier gibts aber auch das Phänomen der bereits  In-den-Abspann-Geher*innen . Sie kommen weit im Voraus, haben ihr Ticket bereits und steuern schnurstracks in den Saal – dem heraustaumelnden Publikum entgegen. Setzen sich und warten. Wow!  Das ist fast wie sich im Restaurant an einen noch nicht abgeräumten Tisch zu setzen und die Reste des übriggebliebenen Essens zu klauben. 

Immerhin läuft der Abspann auch dank der Frühkommer*innen nicht gänzlich in die Leere!

Wobei ich es durchaus nachvollziehen kann, wenn man früh auf seinem Platz sitzen und noch ein wenig Ruhe vor dem Film geniessen möchte. Ankommen und runterkommen. Dem Kino durchaus würdig. 

Welcher Abspanntyp sind Sie?

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