Off the Record Nº17 – Jeannette Wolf
Jeannette Wolf macht kleine Hörstücke, moderiert und ist hinter der Bar des Kino Rex anzutreffen. Was die Wahlbernerin aus Hamburg vom Kulturleben so aufschnappt, teilt sie off-the-record mit den Leser*innen der BKa.
Wolf war für ein verlängertes Wochenende in Paris, ging als erstes zum Kiosk am Gare de Lyon und bekam wie eh und je das Heftchen «L’officiel des spectacles» ausgehändigt, für 2.30 €. Ich hätte nicht erwartet, dass es das als Print noch gibt, ein stets aktuelles Kultur-Ausgehheftchen mit Kurzbeschreibungen der vielen Events, wöchentlich, und dies seit 1946! Online hatte ich dort zuvor schon Museen ausspioniert, ein Konzert am Sonntag und natürlich, die Filme. Doch dies real in Form und Haptik eines Groschenromans bei sich zu tragen, gab mir ein beglückendes Gefühl der kulturellen Orientierung und Teilhabe.
Zurück am Gare de Berne überlege ich, wie ich mich eigentlich hier informiere darüber, was kulturell läuft. Als ich Bern 2010 zum ersten Mal beschnupperte, fiel mir zunächst die BKA-Beilage im Briefkasten meines Freundes in die Hände – einmal pro Woche. Ich war begeistert, richtete «meinen Ausgang» sogar danach aus.
Mit der Zeit kamen andere Quellen dazu wie Radio RaBe, Ron Orp, Bewegungsmelder oder der Kulturbeutel des KSB mit seiner subkulturellen Note. Heute ist die Printausgabe der Bka nach langem Ringen eine andere, erscheint nur noch alle zwei Wochen. Online ist sie als gut sortierte Agenda immer auf dem neuesten Stand; beides durch ein engagiertes Redaktionsteam sehr gut kuratiert. Doch sie kämpft an allen Fronten mit zu wenig Mitteln, ihre Zukunft ist nicht gesichert.
Ich frage mich nach all dem Hickhack um Fördergelder, Mitgliederbeiträge und Anzeigeneinnahmen: Kann sich Bern nicht einfach ein eigenes städtisches Ausgehmagazin leisten? Es fördert doch die hiesige Kultur, dann muss doch auch die Veranstaltungsbekanntmachung drin liegen! Die BKa wäre prädestiniert dafür. Und warum nicht gar im gedruckten Format am Kiosk für einen «Schnägg» erhältlich?
Bern ist nicht Paris, schon klar. Aber ebenso eine Hauptstadt, äh Bundesstadt. Und sollte sich ergo ein bundesstädtisches Ausgehmagazin leisten können!