Off the Record N°12 – Jeannette Wolf
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Off the Record N°12 – Jeannette Wolf

Veröffentlicht am 19.06.2024
Jeannette Wolf
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Jeannette Wolf macht kleine Hörstücke, moderiert und ist hinter der Bar des Kino Rex anzutreffen. Was die Wahlbernerin aus Hamburg von Kulturleben so aufschnappt, teilt sie off-the-record mit den Leser*innen der BKa.

Endlich steht sie fest, die neue Leitung des Kino Rex!

Seitdem im Frühjahr bekannt wurde, dass Thomas Allenbach nächstes Jahr in Rente geht und seine Nachfolge zur Ausschreibung steht, war das für ein paar Wochen gefühlt Stadtgespräch. Im Rexfoyer wurde mit ernster Miene geflüstert, wer sich wohl Allenbachs grosses cineastisches Erbe zutrauen möge.

Abends in der Altstadt unterwegs, sprachen mich mir wildfremde Menschen besorgt darauf an, ob denn das Programm weiterhin so gut bliebe, ob sie ihr Abo noch verlängern könnten, und ob das Rex der Kulturort bleibe, der es jetzt sei.

Etwas befremdet war ich schon über das Aufhebens, das um diesen Leitungswechsel gemacht wurde. Ich dachte an meine Hamburger Zeiten und daran, dass sich dort ausserhalb der Filmszene kein Mensch dafür interessierte, wer das beliebte Programmkino um die Ecke leitet. Davon gibts dort halt mehrere, der Grösse der Stadt geschuldet.

Aber ich glaube, Bern tickt da anders. Es neigt mit geradezu überbordendem Kultureifer dazu, «seinen Lieblings-Filmort» in trockenen Tüchern wissen zu wollen.

Bern neigt mit geradezu überbordendem Kultureifer dazu, «seinen Lieblings-Filmort» in trockenen Tüchern wissen zu wollen.

Ich kann nur mit der mir eigenen Gleichmut prognostizieren: Mit Martina Amrein und David Fonjallaz als neues Leitungsteam wird das Rex in gute Hände übergeben. Ihr lieben Berner*innen braucht also keine Angst zu haben, dass euer Kino zum Unort verkommt.

Das Rex ist und bleibt ein Kino, in dem sich nun wirklich jede*r wohlfühlen kann. Wie am vorletzten Wochenende beim alljährlichen Fussball-Film-Fest «Match Cut». Da liessen sich YB-Fans zur 15-Jahr-Feier von «Radio Gelb-Schwarz» erst von Oli Kehrli live im Saal einheizen, bevor sie zu «Fiesta Mexicana» im Foyer mit Wurst und Bier in der Hand grölten – und den herumgereichten Pokal fetischgleich küssten. Und wenn dann am nächsten Morgen zur Matinée in exakt dieses Foyer ältere Damen und Herren hineinspazieren «auf der Suche nach der filmischen Utopie» (so nennt sich die aktuelle Filmreihe), dann sind einzig die Säulen und das Personal Zeugen eines Publikums, das gegensätzlicher und diverser nicht sein könnte.

Und das ist dann wahrlich grosses Kino!

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