«Feierabendband sein? Eine Horrorvorstellung»
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«Feierabendband sein? Eine Horrorvorstellung»

Musik Pop/Rock
Veröffentlicht am 16.01.2024
Vittoria Burgunder
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Shah Blah taufen im ISC ihre neue Psych-Rock-Platte «Life is a Banana». Damit setzen die Berner einen Kontrapunkt zur letztjährigen EP «Richtig Richtig», die als eine Art Selbsthilfeprojekt entstand.

Seit 11 Jahren machen sie zusammen Musik, seit 5 davon als Shah Blah. Und man könnte mit Blick auf ihre Diskografie meinen, die Berner Gruppe um die Sänger und Gitarristen Martin Locher und Federico Bianchi, Bassist Dominic Gilgen und Schlagzeuger Sebastian Zwahlen habe ihr intensivstes Jahr hinter sich: Erst im vergangenen Sommer hatten Shah Blah ihre EP «Richtig Richtig» veröffentlicht, nun doppeln sie mit der neuen und vierten Platte «Life is a Banana», die sie im ISC taufen, nach.

Aber Martin Locher hätte während dieser Zeit am liebsten sogar drei Releases gefeiert. Die Devise der Band sei im Moment klar: Raus damit, sobald es fertig ist. «Wenn uns Corona etwas gezeigt hat, dann, dass wir Musik trotz gecancelter Gigs nicht horten sollten.» Sonst bleibe man auf Songs sitzen und bringe sie erst dann auf die Bühne, wenn man musikalisch längst weitergezogen sei. «Für die Plattentaufe müssen wir jetzt die Stücke erst mal wieder ausgraben und üben.» Das nächste Album ist bereits gemischt, das übernächste auch schon aufgenommen.

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Shah Blahs Sound in Szene gesetzt. © Raffaella Bachmann / Echo Kollektiv

Shah-Blah-Effekt

Shah Blah loten den alternativen Rock aus, man könnte so einige Begriffe um sich werfen, würde man hier Genrestudien anstellen wollen: Lo-Fi, Garage, Psychedelic Rock. Die noch junge EP «Richtig Richtig», die eine Handvoll kurze, schnelle und schlicht spassige Songs versammelt, kommt mit richtig viel Punk-Attitüde und garagig daher. Der dumpf-verzerrte Shah-Blah-Effekt schimmert aber auch hier noch subtil durch. 

«Richtig Richtig» war für die Band eine Art Selbsthilfeprojekt, erklärt Locher. Als sich Bern 2021 im zweiten Lockdown befand, trafen sich die Musiker abends im Proberaum, nicht primär zum Üben oder um Songs zu produzieren, sondern «zum Liirä». «Meine absolute Horrorvorstellung: Eine Feierabendband sein, die sich im Hobbyraum mit ein paar Instrumenten zum Quatschen und Biertrinken verabredet», so Locher. «Wir wollten auf keinen Fall diesem Groove verfallen.» Also nahmen sie sich vor, die bisher vielleicht härteste Platte aufzunehmen, roh und ohne grosse Postproduktion. «So hatten wir etwas zu tun – und eine Deadline.» 

Worte sind Nebensache

Nun kommt das aufwändiger produzierte aktuelle Album «Life is a Banana» weniger hart, dafür umso trippiger daher.  Der entspannte und surf-rockige Song «I see no Money» lullt ein, und der dreamy Titel «Plastic Daisies» vermag in einen wunderbar gelassenen Gemütszustand zu versetzen. Auch in der Songlänge gibts Kontraste zu «Richtig Richtig»: Fast ganze neun Minuten dauert der Track «Waiting» über dessen repetitiven Klangmuster vereinzelt ein nuschelnder Gesang gleitet. 

Worüber genau gesungen wird, das ist bei Shah Blah nicht die Hauptsache. «Ich verstehe mich nicht als grossen Poeten, der ewig an einem Text tüftelt», sagt Locher. Die Worte seien eher da, um das Instrument der Stimme zu nutzen. «Dem würde manchmal auch eine erfundene Sprache gerecht werden.»

Kontraste setzen Shah Blah denn auch live im ISC. Weder reihenweise kurze und intensive Punk-Songs noch ausschliesslich stundenlange fuzzy Melodien gibts da. «Ich würde das selber so nicht lange geniessen können», sagt Locher. Ein Trip ist ja dann am besten, wenn er mal endet und der nächste beginnen kann.

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Vittoria Burgunder
Vittoria Burgunder
Stellvertretende Redaktionsleiterin

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