Eine Band wie eine Fata Morgana
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Eine Band wie eine Fata Morgana

Musik Pop/Rock
Veröffentlicht am 02.05.2024
Vittoria Burgunder
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Die Berner Band Deserto Parallax taufen in der Heitere Fahne ihr neues Album. «Cosmic Library» ist eine erfrischend vielseitige Platte, die das Zeug zur Filmmusik hat. Mit ihrem Folk Noir bleiben Deserto Parallax auch auf ihrem zweiten Album nicht ganz greifbar – und das ist gut so.

Wenn auf dem Konzertprogramm der Name Deserto Parallax steht, dann kann das vieles heissen: Es performt die fünfköpfige Band, bestehend aus Singer-Songwriter und Gitarrist Maximilian Spyridon Tzortzatos, Lead-Gitarrist Federico Bianchi, Pianist Léo Braun, Kontrabassist Pascal Bärtsch – neu anstelle von Dominic Gilgen – und Schlagzeuger Andy Götte. Manchmal gesellt sich Gastperformerin Adaya mit ihrer Stimme und Mandoline zum Ensemble. Deserto Parallax kann aber auch einfach Tzortzatos solo bedeuten. Oder er tritt im Duo mit Kollege Léo Silas Braun auf, oder mit ganz anderen Künstler*innen.

Durch und durch ein Potpourri

Schon die nicht klar definierte Formation machen Deserto Parallax etwas unfassbar. Weil da immer unterschiedlich viele beim Musikmachen dabei sind, ergibt sich ein Potpourri an Stimmungen. Das zeigt sich auch beim Hören des eben erschienenen Albums «Cosmic Library».

«Wir sind wie eine Fata Morgana – oder eben eine Parallaxe», sagt Frontmann Maximilian Spyridon Tzortzatos dazu. Ihr Genre nennen sie Folk Noir, auf dem zweiten Album der Band umfasst dieser sowohl tanzbare Rocksongs als auch filmtaugliche Western- und beinahe märchenhafte Musik sowie balladeske Stücke, die in Richtung Country gehen. Unverkennbar ist dabei der psychedelische Sound, der allen Stücken entströmt.

Vom cineastischen Westernsound zum lyrischen Lied auf Griechisch

Tzortzatos mag das Ungreifbare, wie er sagt. Für den ruhigen und geheimnisvollen Song «Quicksilver Daydream», in dem es um die Vergänglichkeit geht, stellte er sich menschliche Figuren vor, die wie Sanduhren zergehen. Passend ist auch der Videoclip: ein animierter Trip durch Himmel, Wasser, Wüste und an der Sonne vorbei. Gemacht haben ihn Künstler, die «gerade Zeit hatten» und ansonsten in den Filmstudios Hollywoods arbeiten. Darunter auch der in Kalifornien lebende Schweizer Creative Director Christoph Gabathuler.

Das cineastische Titelstück «Cosmic Library» versetzt in die Prärie. «Film Noir und Western sind in unserer Musik sicher viel zu hören, ich selbst bin ein grosser Filmliebhaber», so Tzortzatos. Es sei aber nicht so, dass er beim Musikschreiben an einen Film denke, diese Kinostimmung ergebe sich einfach. «Mir gefällt besonders auch die Arbeit vor der Kamera, wenn wir einen Clip drehen.» Das Video zu «Cosmic Library», gedreht von Miguel Làzaro Velàzquez, ist ein Märchen in Sepia, das mit Requisiten aus Karton entstand, die der Künstler Nicolas Bernière schuf.

Die Stücke kommen mal episch, mal fröhlich, mal nostalgisch daher. Letzteres im mediterran angehauchten Lied «Nostalgia», mit dem die Band ein griechisches Gedicht von Tzortzatos’ Vater vertont. «Es handelt von einer ewigen Suche nach dem Zuhause.»

In der Heitere Fahne taufen Deserto Parallax zu sechst ihre Platte, danach geht es im Sommer noch ans Boanda Openair Mittelland. Und weil die Szene abseits der Mainstreammusik in der Schweiz doch sehr überschaubar sei, wie Tzortzatos meint, hoffe er doch, mit «Cosmic Library» auch im Ausland spielen zu können.

// Heitere Fahne, Wabern

Fr., 10.5., 20 Uhr

www.heiterefahne.ch

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Vittoria Burgunder
Vittoria Burgunder
Stellvertretende Redaktionsleiterin

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