Das Erbe als Lebenswerk
Der Berner Regisseur Simon Baumann behandelt Fragen rund um Erbschaft und Gerechtigkeit ganz persönlich. Sein Dokfilm «Wir Erben» ist für den Prix Public der Solothurner Filmtage nominiert und im Kino Rex zu sehen.
Die Entstehungsgeschichte seiner knapp 100-minütigen Dokumentation offenbart Simon Baumann bereits am Anfang: Seine Eltern werden alt und hinterlassen einen Hof mit viel Ackerland in der französischen Provinz. Mit der Kamera möchte er den Entscheidungsprozess begleiten. Schnell wird durch persönliche Anekdoten, Bilder und Videoausschnitten aus Baumanns Kindheit und dem früheren Leben seiner Polit-Eltern offensichtlich, dass im Hof mehr als nur materielles Gut drinsteckt. Es ist ihr Lebenswerk. Erbschaft bedeutet nicht nur Besitz, sondern vielmehr auch Gene, Erinnerungen und Werte. Manche sind erwünscht und manche nicht.
Baumann stellt ehrliche und provokative Fragen, die berühren und Widersprüche offenlegen: «Ich erbe von meinen Eltern Eigentum und ein Bewusstsein für Gerechtigkeit. Aber die zwei Sachen passen nicht zusammen. Wo ist die Gerechtigkeit, wenn ich Eigentum erbe, und andere nicht?»
Mit Tiefgang und Humor
Der Filmemacher gewährt einen sehr persönlichen Einblick in seine Familie. Die ruhig gehaltene Kameraführung von Baumann, der 2013 für seinen Dokfilm «Zum Beispiel Suberg» den Berner Regiepreis gewann, fängt die Reaktionen der Protagonist*innen ein, ohne zu werten. Nur manchmal ertönt die Off-Stimme von Baumann selbst, beschreibt und reflektiert die tiefgründigen Fragen, in einem anderen Moment unterbricht er mit seinem Humor den Tiefgang.
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Baumann trifft mit «Wir Erben» einen Nerv der Zeit und eröffnet die gesellschaftspolitische Debatte sehr unverkrampft. Es ist ein Film über Generationskonflikte und Spannungen innerhalb der Familie, über Privilegien und über mit dem Erbe verknüpfte Hoffnungen und Erwartungen. Die Gespräche, die Baumann mit seinen Eltern und seinem Bruder, dem Grünen Nationalrat Killian Baumann, führt, unterstreichen dabei vor allem eines: Man muss darüber reden.
// Solothurner Filmtage
- Reithalle: Sa., 25.1., 20.30 Uhr
- Landhaus: Di., 28.1., 13.30 Uhr
Kino Rex, Bern
Premiere mit Simon Baumann und Gästen: Do., 31.1., 18 Uhr und 20.30 Uhr