BKa Nº22 – Szanto über den Halbton «Fis» und Flöten im Cheminée
Stephanie Szanto ist vielfältig: Die Berner Mezzosopranistin, Komponistin und Produzentin teilt die Bühne mit den grossen Orchestern, mag aber auch Jazz, Jodeln und R 'n' B. Mit ihrem Duo The High Horse nimmt sie sich missglückten Bravo-Hits an. Der BKa gibt sie Klassik-Tipps, die sich auch mal abseits der Konventionen bewegen.
Die Blockflöte. (Ich lasse Ihnen kurz Raum für Ihre Gedanken.) Eigentlich ist sie das bekannteste und am häufigsten gekaufte Instrument der Nation und fast alle hatten es schon einmal in der Hand. Es existiert in vielen diversen Ausführungen, mit und ohne Bissspuren, persönlichen Verzierungen oder auch Überbleibseln von frustrierenden Übe-Momenten (beispielsweise Brandnarben von kurzen Aufenthalten im Cheminéefeuer). Man könnte sich darüber wundern, warum ein so überpopuläres Instrument nicht eine grössere Rolle in unserem Alltag spielt. Diese Diskussion ist meiner Meinung nach jedoch schnell beendet, wenn man sich den Grundklang dieses Instruments vors geistige Ohr führt. Es tut mir sehr leid und ich meine das wahrlich nicht böse: Wer es schafft, diesem schier unbeseelten Stück Holz einen schönen Klang zu entlocken, besitzt in meinen Augen und Ohren magische Kräfte. Ok, hier spricht vielleicht auch ein kleines bisschen mein schlechtes Gewissen, denn ich hatte meiner Mutter das weihnächtliche «Flötle» als Kind verboten. Mein nerdy-zartes Gehör ertrug es nämlich nicht, dass sie auf ihrer Blockflöte den Ton «Fis» nicht finden konnte. Achtung, Theoriealarm: Ein fehlender Halbton ist eine grosse Sache in der Musik, besonders beim Anfang von «O du Fröhliche»! Ohne das besagte «Fis» entsteht nämlich anstatt der gutgelaunten Anfangsmelodie eine absolut schwermütige, Mollsext-lastige Trauerphrase. «O du Depressive». Mittlerweile feiere ich allerdings diese quasi neu erfundenen Weihnachtslieder und würde mich sehr freuen, auch dieses Jahr wieder fantastische Neukreationen zu hören.
Wer sich beim «Fis» ganz bestimmt nicht vertut, ist Maurice Steger, ein wahrer Blockflötenmeister. Wenn Sie mal erleben möchten, wie Flötenspielen wirklich geht und klingen kann, dann empfehle ich Ihnen wärmstens sein Konzert. Zusammen mit den «Menuhin Academy Soloists» wird er im Meisterzyklus Blockflötenwerke von J.S. Bach und A. Vivaldi zum Besten geben (Casino, Bern. Fr., 22.11., 19.30 Uhr) .
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Auch mit Magie geht es bei ihr zu und her, denn eine Zauberin ist Patricia Kopatchinskaja auf der Geige. Zusammen mit der Camerata präsentiert die Wahlbernerin ein Programm namens «Berner Müntschi» , das genauso fein ist wie mein Lieblingsbier. Im Zentrum stehen Kompositionen von Gabrielle Brunner bis Sándor Veress, welche für die Camerata Bern geschrieben worden sind (Stadttheater Bern. Di., 3.12., 19.30 Uhr) .
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Wer sich am liebsten bei Klavierklängen in einem Schloss entspannt, wird sich freuen, denn dieser Wunsch erfüllt jetzt der wunderbare Pianist Pawel Mazurkiewcz . Zu geniessen sind ausgewählte Klavierwerke von J. Brahms bis G. Gershwin (Altes Schloss Bümpliz. Di., 3.12., 19.30 Uhr) .
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Und zum Abschluss noch ein Tipp mit extra Wumms und Glam. Wenn barocke Konzerte zu höheren Feiertagen oder besonders royalen Events auch musikalisch auf Hochglanz poliert werden mussten, dann wurden sie eingesetzt: Die glamourösen Pauken und Trompeten. Heute kennt man sie allenfalls noch von der Ritterburg im Europapark. Wie diese aussergewöhnlichen Instrumente im Konzertsaal in Werken von G.Ph.Telemann, A. Lotti und anderen klingen, präsentiert uns die Freitagsakademie in seinem Programm «Oboen und Trompeten» (Farelhaus, Biel. Do., 28.11., 19.30 Uhr und Konsi Bern. Fr., 29.11., 19.30 Uhr) .