VerTönt! 024
Aventurin Quartett: Marta Lucjan (Violine), Tiffany Tan (Violine), Dominik Klauser (Viola), Aline Schnepp (Violoncello) spielen Werke von Henryk Mikołaj Górecki, György Kurtág und Aline Sarah Müller
Nachdem er sich lange Zeit der Vokalmusik gewidmet hatte, komponierte Górecki 1988 sein Streichquartett Nr. 1 Op. 62 «Already it is dusk». Das Stück spiegelt das Interesse des Komponisten an alter Musik wider; Titel als auch Hauptthema stammen aus einer Motette des polnischen Komponisten und Dichters Wacław von Szamotuły. Die Wahl des Zitats wurde teilweise durch eine Zeit der politischen Unsicherheit im kommunistischen Polen inspiriert. Außerdem erinnert der zentrale Teil des Werks an die Musik, die polnische Highlander-Musiker bis in die späte Nacht hinein spielten. In typischer Góreck’scher Manier ist das einsätzige Quartett mit Symbolik aufgeladen.
Der Titel «Mikroludien» charakterisiert nicht nur das 1977 geschriebene 2. Streichquartett von György Kurtág, sondern auch die gesamte Wesensart des Komponisten. Sein Schaffen zeigt eine an Webern erinnernde Konzentration auf Mikroformen, die der Musik «kleinste Übergänge» und knappe Gesten abgewinnt; dabei verbindet er «ungarische» Musiksprache mit einer frei gehandhabten seriellen Technik, die sich auch in seinem Op. 13 findet. «Jeder der zwölf Mikro-Sätze beruht auf den Halbtönen der aufsteigenden chromatischen Tonleiter … Rhythmus und Tonalität sind vorherbestimmt; die Reihenfolge dagegen nicht, was der chromatischen Tonleiter alle mögliche Monotonie nimmt.» (Pierre-Émile Barbier)
Aline Sarah Müller schreibt zu ihrer Komposition: «In ‹Invisible strings shivering› mache ich mich auf die Suche nach der Essenz des kammermusikalischen Zusammenspiels […] – die Suche nach einer faszinierenden Magie. Alle Musiker:innen sind zu Beginn durch Nylonfäden miteinander verbunden und werden sich im Laufe des Stückes voneinander lösen, ihr Instrument ablegen und die am Cello befestigten Nylonfäden bespielen. Das Stück führt das Publikum von archaischen Klängen der Nylonfäden zu fragilen Celloklängen.»