Es geschah im Studio
von Vittoria Burgunder Disco Doom haben nach acht Jahren ein neues, experimentelles Album veröffentlicht. Mit «Mt. Surreal» kommt die Band um Anita Rufer und Gabriel de Mario ins Mokka.«Noisemagic» lautet ein Tag, mit dem Disco Doom auf der Musikplattform «Bandcamp» ihre Musik beschreiben – und der passt ganz gut, wenn man sich ihr unlängst erschienenes Album «Mt. Surreal» anhört: Das
kurze Stück «Prolog» kommt grad zu Beginn mit noisigen Überraschungen daher, um in dreampoppige Wellen der Konfusion abzudriften. Noisemagic eben.
Acht Jahre liegen zwischen dem letzten Album der Zürcher Band, deren Kern Anita Rufer und Gabriele De Mario bilden, und der neuen Platte «Mt. Surreal». Sie unternahmen zwar bereits früher den Versuch, ein neues Album aufzunehmen. Doch mit dem, was dabei rauskam, waren Disco Doom unzufrieden. Für eine Weile konzentrierten sich Rufer und De Mario dann auf ihr Nebenprojekt J&L Defer, dem 2016 ein experimentelles Pop-Album entsprang. Vor zwei Jahren nahmen sie ihr Disco-Doom-Abenteuer erneut in Angriff. «Was an ursprünglichen Ideen rumlag, griffen wir wieder auf», sagt Rufer.
Am Ende ein «First Take»
Disco Doom sind keine Band, die für ein Album zuerst einen minutiösen Plan aufstellt und diesen im Aufnahmestudio kurzerhand ausführt. Man ist da viel prozessorientierter und verlässt sich auf die gemeinsame Intuition: «Wir entwickelten die Ideen erst im Studio, wo wir gemeinsam jammten.» Das letzte Stück der Platte, «Clic Clac», ist ein vollimprovisierter «First Take» – einmal aufgenommen und so behalten. Der Track holt einen wieder auf den Boden zurück.
Denn der sechsminütige Opener und Titelsong «Mt. Surreal» beginnt mit einer Gitarre, die etwas alleine und schrullig-zerfranst auftaucht, bis sich die anderen Instrumente langsam dazugesellen und der Song in Richtung Indie-Punk aufbricht, um gen Ende fast melancholische Aussetzer zu haben. Das zweite Stück «Rogue Wave» hingegen wird fast surfig. De Marios Stimme hebt sich nie ab, sondern reiht sich unter den Instrumenten ein.
Wenn prozessorientiertes Albummachen romantisch bis stressfrei klingt, so war es das nach der Studioarbeit nicht mehr. Plattentaufe
organisieren, Promo, Grafik, Merchandising, Interviews geben, all dies sei der ultimative Stress gewesen, sagt Rufer, die wie alle Bandmitglieder durch Nebenjobs ihr Einkommen verdient: «Jedes Plakat für die Plattentaufe in der Stadt Zürich wurde von uns selbst aufgemacht.» Jetzt aber können Disco Doom einfach loslegen und spielen. Zum Beispiel im Mokka.