Aufwirbelnde Fügungen
von Lula Pergoletti Das Musikfestival Bern verschreibt sich ganz dem Zufall. «Unvermittelt» lautet das Motto, unter dem Improvisationskonzerte bis Klangspaziergänge Platz finden.
«Get yourself out of whatever cage you find yourself in», schrieb John Cage, der seine Werke oft durch Zufallsprinzipien wie Kartenlegen oder Würfeln schrieb und ordnete. Die Besucher*innen des Musikfestivals können im «Cage-Raum», der im Kulturpunkt im Progr einzieht, in ebensolcher Weise mit Würfeln oder Münzen komponieren oder eine Partitur zeichnen und basteln. An der Eröffnung erklingt ausserdem John Cages «Concert for Piano and Orchestra», das bei seiner Veröffentlichung Ende der 50er-Jahre für Furore sorgte. So schwenkt die Musik von erratischer Schlagfertigkeit in zarte Ge- filde, erschreckend und befreiend zugleich. Gespielt wird es von einem Ad-hoc-Ensemble.
Wink aus dem Jenseits
«Unvermittelt» lautet das diesjährige Motto, unter dem das Musikfestival Bern die Musik an unerwarteten Schauplätzen und mit ungewöhnlichen Besetzungen zelebriert. Ohne Vorwarnung treffen einen meistens auch Begegnungen mit Paranormalem: Die Installation «Lamento» des Komponisten Jannik Giger und des Szenografen Demian Wohler erweckt – im wahrsten Sinne des Wortes – die Geister verschiedener Popstars und entführt in eine Zwischenwelt aus Geistergesängen, begleitet von einer fiktiven Kirchenorgel.
Urbane Sinfonien
Mit «Musique spontanée» taucht das Programm ab in die unvorhersehbarste Form der Musik, die freie Improvisation. Christian Weber, Jonas Kocher, Flo Stoffner, Marina Tantanozi und Silke Strahl gehen das Wagnis ein und legen auf der Bühne los – ohne Vorlage, Partitur und Absprache. Am «inSENSé»-Spaziergang geht das Publikum mit verbundenen Augen durch die Postgasse und lässt die urbane Sinfonie sowie komponierte Klanginterventionen auf sich wirken.