Rave statt Ritualtrommeln
von Janina Neustupny Am Norient Musikfilm Festival werden Musikphänomene erfahrbar. Von Electronica bis Freejazz-Metal – aus aller Welt und vor der eigenen Haustür.Am Norient Musikfilm Festival werden Musikphänomene erfahrbar. Von Electronica bis Freejazz-Metal – aus aller Welt und vor der eigenen Haustür.
Der Berner Musikethnologe und Journalist Thomas Burkhalter hat mit Norient ein Netzwerk lanciert, das Weltmusik im 21. Jahrhundert multiperspektivisch diskutiert und über unterschiedlichste Medienkanäle einem breiten Publikum zugänglich macht. Das Norient Musikfilm Festival findet jährlich in Bern, zeitgleich in St. Gallen und erstmals in Lausanne statt.
Willkommen Weltmusik 2.0
Statt Ritualtrommeln unter sengender Sonne heizen fein abgemischte Electronica in Südafrikas Klubs ein. Chris Saunders erster Kurzfilm «Ghost Diamond» kehrt multiple Identitäten nach aussen, stellvertretend für die Generation von Digital Natives weltweit. Ihre mystischen Tanzchoreografien setzt Manthe Ribane auch nach Filmende im Dachstock zu minimalistischen Elektrosounds fort, bevor der britische DJ Danny L Harle Mainstream-Ohrwürmer in High-Tech-Operationen am Mischpult seziert.
«No Orient»-Express
Kommerz hat auch am Norient-Spezial «Underground Microscope Bazar» nichts zu suchen: The E’s aus Bern erweitern mit psychedelischen Improvisationen, Occam’s Razor mit Metal-Freejazz den musikalischen Horizont.
«Norient verabschiedet sich von der lang verfochtenen Utopie, aussereuropäische Musikkulturen zeitlich unverändert – ‹traditionell› – wahrzunehmen», so Burkhalter. «Wir wollen nicht von Bern aus Weltmusik erklären.» Vielmehr gestalten Journalisten, Expertinnen und Musiker rund um den Globus den Dialog. Anwesende Regisseure und Musikerinnen stellen sich nach Visionierungen oder an der Bar den Publikumsfragen. Den eigenen Ohren zu trauen, um die vielfältigen und lebendigen Musikbewegungen und -schaffenden aller Welt zu hören – diesen Impuls will Norient bei den Besucherinnen und Besuchern auslösen.