«Fast ein bisschen Varieté»
von Tabea Andres Mit Wumms, Witz und Tiefsinn: Das Theater Szene präsentiert «Neues vom Räuber Hotzenplotz», dem geliebten und gewieften Räuber von Otfried Preussler.Veranstaltungsdaten
Eine «Blinddarmverrenkung» will er also haben, der Hotzenplotz. Klingt schlimm, denkt sich der Oberwachmeister mitleidig und macht einen verhängnisvollen Fehler: Im neuen Stück des Theater Szene gelingt es dem gewitzten Räuber mit einem Trick, nach nur einem einzigen Tag aus dem Gefängnis auszubrechen. Die Uniform des Oberwachmeisters lässt er mitgehen, sein türöffnendes Outfit auf der Flucht. Aber natürlich sind Chäspi und Sepp dem Räuber bereits nach kurzer Zeit auf den Fersen.
Das unterhaltsame Katz-und-Maus-Spiel zeigt das Theater Szene mit viel Karacho: Es fliegen Teller, Flaschen und Feuerwehrschläuche durch die Luft und Instrumente knallen wie Pistolenschüsse. Auf Räubertricks folgen freche Rap-Einlagen der Schauspielerin Laura Locher als Chäspi. Das detailreiche Bühnenbild kommt von der Buchillustratorin, Trickfilmregisseurin und Malerin Jacky Gleich. In Kombination mit den farbenprächtigen Kostümen von Salome Egger auch visuell ein beeindruckendes Erlebnis.
«Fast ein bisschen Varieté» sei die Umsetzung des Kinderbuch-Klassikers, erzählt Theater-Szene-Leiterin Mägie Kaspar, die sowohl Regie führt wie auch die Bühnentexte verantwortet. Die Produktion habe unglaublich viel Spass gemacht, «wir hatten die Möglichkeit, viel Verspieltes einzubauen.»
Dem Stigma entkommen
Dabei ist es Kaspar ein Anliegen, nicht nur den Klamauk, sondern auch die tiefgründigen Aspekte des Stücks hervorzuheben. Die Aufführung greift nämlich am Ende auf die Fortsetzung der Räubergeschichte vor. Denn eines Tages will Hotzenplotz keiner mehr sein, er hat schlicht genug vom ewigen Gejagtwerden. Doch statt auf Zustimmung und Applaus stösst er damit erst einmal auf Ablehnung und Vorurteile. Letztendlich sind es Chäspi und Sepp, die Hotzenplotz darin ermutigen, an vermeintlich undenkbaren Perspektiven festzuhalten.