Tanz um die tote Natur
von Helen Lagger Für den Tanzabend «The Loss of Nature» von Bühnen Bern hat die Choreografin Caroline Finn mit «The Moths» ein morbides Szenario entworfen.Veranstaltungsdaten
«Ich wollte tanzen und die Muse von jemandem sein», so die Choreografin Caroline Finn während des Gesprächs im Restaurant «Die Vierte Wand». Doch dann belegte die 1981 in England geborene Tänzerin den Studiengang «Choreografie» an der Juilliard School in New York und kreierte ihr erstes Stück. «Es war eine grosse Erfüllung», so Finn, die heute in Zürich lebt und mit Werken wie «Folk» (2016) internationale Erfolge feiert. Nun kommt bereits zum zweiten Mal ein Stück von Finn bei Bühnen Bern zur Aufführung.
«The Moths» nennt es sich, gezeigt wird es am Tanzabend «The Loss of Nature» neben einer Produktion des baskisch-italienischen Duos Iratxe Ansa und Igor Bacovich.
Glamouröse Grabfeier
Wie Motten, die vom menschgemachten, künstlichen Licht verwirrt, angezogen und versengt werden, verleitet und lockt «The Moths» die Tänzer*innen auf der Bühne zu selbstzerstörerischem Verhalten.
Als Finn von Bühnen Bern den Auftrag erhielt, etwas zum «Verlust der Natur» zu entwickeln, war dies eine Herausforderung. «Ich hatte keine Lust, etwas zu Klimawandel mit mahnendem Zeigefinger zu machen.» Sie fand schliesslich einen anderen Zugang: Sie sei von der Frage, was der Verlust der Natur mit den Menschen mache, ausgegangen. «Wenn wir uns von der Natur entfernen, lösen wir uns auch von unseren Instinkten», so die Choreografin. Für manche Grossstädter*innen beschränke sich der Kontakt mit der Natur auf eine Basilikumpflanze auf dem Balkon.
Um diesen Verlust darzustellen, hat Finn ein besonderes Setting gewählt: Eine Beerdigung. Die Protagonist*innen befinden sich in glamouröser Abendgarderobe in einem Krematorium. Einige Figuren kämpfen mit Zwangsstörungen oder Einsamkeit. Musikalisch setzt Finn auf osteuropäische Kompositionen und Volkslieder.
Wie sie denn selbst den Kontakt zur Natur aufrechterhalte? Durch ihren Hund. «Er zwingt mich spazieren zu gehen. Das ist wie ein Geschenk an mich selbst.»