Kunst als Extrakt
von Tabea Andres Im Kunsthaus Langenthal zeigen Absolvent*innen des Bachelors «Fine Arts» der Hochschule der Künste Bern ihre Abschlussprojekte unter dem Motto «No champagne for fake people». Darunter auch Juliette Berger.Veranstaltungsdaten
Juliette Berger schweisst sich einen Rollwagen, in dem sie ihre Malutensilien verstauen kann. Bis zum Sommer stehen ihr die Türen zu allen Werkstätten und Ateliers der Hochschule der Künste Bern noch offen, erzählt sie. Und diese Infrastruktur will Berger nutzen. Danach beginnt für sie ein neues Kapitel fernab der Kunsthochschule, in der sie die letzten drei Jahre verbracht hat.
Seit Wochen konzipiert, entwickelt und kuratiert die «Fine Arts»-Absolventin zusammen mit Mitstudierenden und den Lehrpersonen eine Abschlussausstellung im Kunsthaus Langenthal. Unter dem Titel «No champagne for fake people» bekommen die Besucher*innen die individuellen Prozesse und den Werkkörper von rund 20 Studierenden zu sehen.
Abstrahierte Bilderflut
Zu Beginn ihres Studiums bewegte sich Berger in der figurativen Malerei, im Verlaufe der Jahre sind ihre Sujets, die sie mit Ölfarbe auf die Leinwand bringt, weniger gegenständlich geworden. Im letzten Studienjahr hat sie insbesondere die Siebdrucktechnik für sich entdeckt und vertieft.
Auf Spurensuche für mögliche Motive bedient sie sich oft ihrer eigenen Bildsammlung, die aus Hunderten von Handyaufnahmen besteht – darunter finden sich viele organische Objekte wie Büsche, Bäume, aber auch Dinge des Alltags und deren Strukturen. «Mich beschäftigt die Bilderflut, der wir ständig ausgesetzt sind», erklärt sie. Durch unterschiedliche digitale Eingriffe verändert Berger Ausschnitte oder Perspektiven ihrer Motive und arbeitet mit Wiederholungen oder Manipulationen.
Vier solche Bild-Sujets hat sie nun im Rahmen ihrer Abschlussarbeit auf von Hand rollierte Seidencarrés übertragen. Auf dem Boden inszeniert, treten Objekthaftigkeit, Haptik und visuelle Irritation in ein Wechselspiel.
Kunst stellt sich aus
Neben der Werkschau im Kunsthaus Langenthal finden im Rahmen der «Diplome 22» verschiedenste Abschlusskonzerte, Ausstellungen, Performances, Installationen, Lesungen und Theaterproduktionen in Bern, Burgdorf und Biel statt. Das eigene Schaffen der Öffentlichkeit zu zeigen und sich damit einer ausserinstitutionellen Kritik zu stellen, gehört zu den zentralen Momenten der künstlerischen Praxis. Für die Studierenden aus insgesamt 26 verschiedenen Studiengängen ist das «Diplome 22» eine wichtige Gelegenheit, genau dies zu tun.