Erinnerungen, die unter die Haut gehen
von Sandra Dalto Im Krieg für Kolonialmächte, vorgeführt in Zoos: Cilgia Rageth macht mit ihrer Wanderinstallation «Nachdenken über das koloniale Erbe» im Kulturhof Schloss Köniz auf die Rolle der Schweiz im Kolonialismus aufmerksam.In allen Schweizer Schulbüchern verhält es sich gleich: Die hiesige Kolonialgeschichte ist ein blinder Fleck. Themen wie das Söldnerwesen oder sogenannte Menschenzoos sind kaum verankert im Bewusstsein der Gesellschaft. Die Berner Künstlerin Cilgia Rageth suchte und fand eine Form, um die zwei Themen zu vereinen und den Menschen näherzubringen: Mit ihrer Wanderinstallation «Nachdenken über das koloniale Erbe» zieht sie durch die Schweiz und lädt Besuchende dazu ein, ihre Gedanken und Erinnerungen zu teilen.
Es ist kein Zufall, dass Rageth mit ihrer Installation Halt in Köniz macht. Denn für das Söldnerwesen ist dieser Ort von historischer Bedeutung: Beim sogenannten «Könizer Aufstand» wehrte sich die Bevölkerung gegen Zahlungen, die Berner Ratsherren offenbar von französischer Seite erhielten, sozusagen als Liefervertrag für Soldaten zwischen zwei Ländern.
Zwei Bäume, drei Leinen
Das Schema der Wanderinstallation ist überall gleich: Zwischen zwei farbig angemalten Haselstauden sind drei Leinen gespannt. Auf der obersten hängen schwarz eingefärbte Kleidungsstücke, wie sie versklavte Deportierte ursprünglich jedoch in Weiss trugen. Auf einer zweiten hängen historische Tafeln zum Söldnerwesen und Menschenzoos. Auf der untersten sind transparente Folien angebracht, auf denen Betrachtende Gedanken und Erinnerungen aufschreiben können. Coronabedingt können diese zurzeit auch via Email beigetragen werden.
Die Installation soll eine Ermutigung sein, uns mit dem Weltbild auseinanderzusetzen, das aus dem Kolonialismus hervorging, so Rageth: «Ich bin überzeugt, es löst etwas aus, Gedanken und Geschichten von anderen Menschen zu lesen - manche gehen unter die Haut und bei manchen erkennt man sich auch selbst.»
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